Montag, 15. Februar 2010

Die chinesische Überraschungsdose

Ich war auf dem Weg nach Österreich um Weihnachten mit meiner Familie zu feiern. Im Gepäck - ein ganz besonderes Utensil: eine chinesische Überraschungsdose.
3 ganze Tage lang sollte ich die noch mit mir mitschleppen ohne hineinschauen zu dürfen.
Am 26. Dezember war es dann so weit. Ich war extra lang muntergeblieben, um diese Dose möglichst bald aufmachen zu können, was ich dann noch in der 1. Stunde dieses Tages tat.

Ein Schlüssel, ein Code für eine Tür, einige geheimnisvolle Anweisungen und eine Karte auf der ein Treffen für den 13. Februar eingezeichnet war, fanden sich darin.
Nun hatte ich meine Neugier so lange im Zaum gehalten um in diese Dose zu sehen ... doch was sich darin verbarg, stillte mein Verlangen nach Wissen nicht, sondern machte es nur noch größer.
Auch in meiner Umgebung begann eifriges Rätselraten und die unfassbarsten Geschichten und Gerüchte machten sehr schnell die Runde.


Fast 2 lange Monate vergingen und dann war es soweit. Der 13. Februar war gekommen.
Roel und ich begannen den Tag mit einem ausführlichen Frühstück, dass sobald in mehr oder weniger Stress endete, sollte ich doch um 8:50 Uhr schon mitten im Wald stehen.
Kurz nach 9 waren wir dann endlich da. Mit Gummistiefel und kalten Zehen ausgerüstet stapfte ich durch den tiefen Schnee, um dann vergeblich die örtlichen Begebenheiten auf der Karte wiederzufinden.
Mit ein klein wenig Hilfe von Roel fand ich dann das eingezeichnete Kreuz doch noch...
Hinter Dornenbüschen, durch den Tiefschnee über einen Bach und eine Böschung rauf. Ein kleiner Hindernisparcour am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Und siehe da: Dort auf dem Maschendrahtzaun angeklebt fand sich eine Nachricht.

Fahre zum Bahnhof Eupen und benutze dieses Ticket um mit dem Zug zu fahren.

"ZUG???", war meine etwas erstaunte Reaktion. Also wieder die Böschung runter, über den Bach, in meine Tiefschneestapfen, durch die Dornenbüsche und mit samt den gefrorenen Zehen zum Bahnhof.
Gut, dass mein Mann uns schon so gut kennt - hat er doch die Zeit für unser Treffen so gewählt, dass wir garantiert einen Zug erwischen. Auch MIT unseren bekannten 15 min Verspätung.

Gegen 10 saßen wir dann also im Zug - nach Welkenraedt. Somit genau 1 Dorf weiter. Ich wußte immer noch nicht, was mich erwartete, doch genossen wir - nämlich meine Füße und ich - die Wärme des Wagons.
Am Bahnhof Welkenraedt wurde ich vor dem Polizeigebäude postiert, mit der Anweisung den nächsten Hinweis zu finden. Da stand ich nun und wußte nicht was ich suchen sollte, doch irgendwann fiel mir eine dicke Schicht Klebeband an einem Fahnenmast ins Auge. Da war er doch - mein Hinweis.

Finde das Cafè von dem Roel ein Foto gemacht hat, gehe aufs Damenklo und greife unter das Waschbecken. Traust du dich?

Ich war schon im Zug neugierig gewesen und hatte das Foto auf der Kamera entdeckt. Cafe de la Place war mein Bestimmungsort. Klein, hässlich und verraucht, aber es gab dort heiße Schokolade und die genossen wir. Kaum ausgetrunken ging ich auf die Toilette und schaute mit einigem Sicherheitsabstand unter das Waschbecken und siehe da, auch dort fand sich ein dicker Klebestreifen mit einer verborgenen Nachricht darunter:

Gehe zu der "Garage". Frag Vicky ob sie dir helfen kann. p.s.: Ich liebe dich, Roel.

Nungut. Dann fragen wir mal Vicky. Vicky - unser allzeit bereites - StraßenGPS war ganz zuuufällig in Roels Rucksack und wußte natürlich den richtigen Weg.
Fast 2 km später stand ich in einer verdächtig bekannten Wohnsiedlung und bekam, nach langem Zögern meinerseits, die Anweisung doch eine der Garagen zu öffnen.
Fremde Garagen öffnen??? Nein, in Florentinas Welt darf man das nicht. Roel war aber schon an einem Auto vorbei zu einer grauen Garagentür gesprungen und fuchtelte dort wild in der Luft herum.
Irgendwie kannte ich dieses Haus, doch Roel nahm mir diesen Gedanken und erfreute sich an meiner Unsicherheit.
Der Code, der sich in meiner chinesischen Überraschungsdose befand, öffnete tatsächlich das Tor.
Dahinter fand sich die Nachricht ich sollte doch bitte mit dem Zug nach Montzen fahren.
Kaum die Nachricht eingesteckt und das Tor wieder geschlossen, kam auch schon die ganze Familie Bogermann aus dem Haus. "Wußt ichs doch!" Es war das Haus bzw. die Garage von Roger - einem Kollegen und guten Freund von Roel. (*tiiiiiefeinatme*)

Gleich bekam ich auch eine erneute Aufklärung bzw. Einweisung.

Das mit dem Zug nach Montzen funktioniert leider nicht, weil da keiner wirklich stehen bleibt. Ich habe aber eine neue Aufgabe für dich. Hier ist ein GPS - ein großer klobiger grauer Klotz wurde mir in die Hand gedrückt - da siehst du 3 Tips. Folge der angegebenen Richtung und du wirst weitere Hinweise finden.

Nach einem kurzen Gespräch mit den Hausbewohnern gingen wir wieder weiter. Erst noch der Straße entlang, doch schon nach wenigen Schritten, durften wir - danke GPS - in den Tiefschnee auf dem Feld. Zäune wurden überwunden, Maisfelder durchforstet, Baumgruppen umrundet und nachdem irgendwann die Batterien beschlossen den Winterschlaf einzuläuten, wurden auch noch einige Häuser zusätzlich von allen Seiten bewundert, um den richtigen Weg zu finden.
Mehr als 1 Stunde Querfeldeinwanderung später, fand sich an einem Straßenschild der nächste Hinweis.
Bzw. ein Teil davon. Es war 1/3 einer A4 Seite deren Text für mich noch unlesbar war, also folgte ich Tip 2 des wieder aufgewärmten GPS. - diesmal der Straße entlang.
20 vergleichsweise kurze Minuten später stand ich auf einem Berg und fischte hinter einem Marterl einen weiteren Teil des Blattes heraus, der mir allerdings schon so viel zeigte, dass ich die Nachricht entziffern konnte.

Wir befanden uns mittlerweile in Lontzen. Gut 15 km von zu Hause entfernt und kurzfristig machte sich bei mir der Schrecken breit, dass ich diese 15 km nun noch irgendwie nach Hause kommen müsste.
Doch Tip 3 half mir mich zu beruhigen. Er führte mich 2 Kurven weiter auf einen Parkplatz, wo ein weißer Transporter stand. Spät aber doch erkannte ich: BERTA - die auch den 3. Papierteil versteckt hielt:

He Flo, ist das gut, dass wir erst zu Daytona fahren und dann ein bisschen Sauna gehen? Kuss, Roel.

Oh ja! DAS WAR GUT.
So fuhr uns Berta, die zufälligerweise, von der Reithose über Laufgewand bis zum Badezeug alles bereit hielt, direkt zu Daytona und danach in die Carolus-Therme Aachen.

5 Stunden lang gingen wir von Sauna zu Sauna und heizten die durchkühlten Körper auf.
Von einer, in der Brot gebacken wurde, in eine, in der Honig verstrichen wurde, weiter in eine mit "Seeblick" ... eine unglaubliche Vielfalt, die uns ein wunderbares Wohlgefühl gab.
Wir ruhten bei Kaminfeuer und dampften im Hamam. Schwammen unter Schneeflocken und wanderten durch kaltes Wasser.

Hungrig, müde, aber vollkommen entspannt und zufrieden beendeten wir den Tag auf einem Parkplatz im Wald. Bei Spaghetti und Wein genossen eine wunderbare Winternacht in unserer Berta.








Aufgrund der Wetterlage war Teil 2 der chinesischen Überraschungsdose leider nicht möglich. Sollte der Frühling doch noch irgendwann ins Lande ziehen, werde ich aber auch noch dieses Geheimnis lüften.