Donnerstag, 16. September 2010

Eine schöne Geschichte

Eine schöne Geschichte,
die war außen unsichtbar und innen bunt.
Und in alten Zeiten
Ging sie von Mund zu Mund.

Eines Tages geriet sie in Sammlerhände,
das bedeutet beinah ihr Ende:
Sie wurde in schwarze Lettern gefasst,
bekam Seitenzahlen und Nummern verpasst,
wirkt nun eher eckig als rund
außen schwarz und innen bunt.

Ein Kind las sie.
Und in seiner Fantasie
Wurde sie wieder rund –
Außen unsichtbar und innen bunt.

[Martin Anton]

Sonntag, 11. April 2010

Freundschaft auf Zeit

Im Leben begegnen uns viele Menschen. Schon als kleine Kinder treffen wir Menschen, die unser Leben bereichern, von denen wir lernen und die wir in unser Herz schließen.
Im Kindergarten können wir kaum glauben, dass es noch eine Welt außerhalb gibt und eine zerrissene Freundschaft bedeutet hier schon mal das Ende der Welt.
Wir geben uns Mühe, um die Liebe der anderen wieder für uns zu gewinnen, lernen uns zu entschuldigen und erkennen, dass die vier kleinen Wörter "es tut mir leid" uns vielleicht einen kleinen Stich versetzen, da einer der vielen Schatten auf dem Weg des Lebens übersprungen worden ist, aber sie schmerzen bei Weitem nicht so viel, wie das Loch im Herzen, wenn eine Freundschaft in die Brüche geht.
So schlagen wir uns also durchs Leben und freuen uns über Liebe und Anerkennung anderer Menschen und können sie durch ein kleines Lächeln auch leicht wieder in der Welt verteilen.
Doch die Zeit ändert das Leben, wir werden größer und wechseln in die Volksschule. Einige unserer Freunde kommen mit, doch einige gehen einen anderen Weg und sind sehr bald schon vergessen.
Wir wechseln in eine höhere Schule und wieder werden Freundschaften selektiert. Schon bald erkennen wir auf den alten Fotos aus dem Kindergarten nicht alle Gesichter wieder, auch wenn sie damals unser Leben waren.
Und auch Volksschullieben verlieren sich mit der Zeit und wachsen zu Menschen heran, an denen man vorbei läuft ohne sie zu erkennen.
Nur wenige Freundschaften halten über all die Jahre hinweg, doch an diesen halten wir fest. Vielleicht sind sie nicht immer wirklich intensiv, vielleicht verlieren wir den geliebten Menschen manchmal aus den Augen, wissen nicht mehr was ihm Freude bereitet und was in das Päckchen zum Geburtstag soll, doch wenn uns dieser Mensch braucht, dann werden wir hier sein. Wir werden warten bis die, über die Jahre dick gewordene, Wurzel der Freundschaft uns wieder zusammenzieht und uns zeigt warum sie besteht.
Als Kind vergisst man schnell. Über Schule, Sport und Vereine lernt man ständig neue Menschen kennen und verändert sich dauernd, doch wie machen das Erwachsene?
Vielleicht lernen wir noch gezwungener Maßen Menschen durch unsere Arbeit kennen. Vielleicht haben wir auch noch ein Hobby, dass sich auch mit anderen Teilen lässt, doch diese ungezwungene Art mit Menschen beinah zufällig in Kontakt zu treten, ist scheinbar täglich seltener anzutreffen.
Was ist aber mit den Menschen, die doch in unser Leben treten? Gibt es so etwas wie Freundschaft auf Zeit auch bei Erwachsenen? Schickt uns das Schicksal wirklich noch Menschen in unser Leben, die uns nur über 3, 4 Jahre hinweg prägen sollten? Oder sind 3, 4 Jahre schon eine Zeit in der wir erkennen sollten, dass eine Freundschaft zum Pflegen und Halten gemacht ist?

Menschen, .... Freunde(!) gehen zu lassen ist ein schmerzvoller Akt. Wir haben von ihnen gelernt, mit ihnen gelebt und ihnen einen Platz unseres Herzens geschenkt. Unseren Kindern würden wir sagen: Gebt euch die Hände und entschuldigt euch!
Doch wir? Haben größere Menschen auch größere Schatten zu überspringen? Oder sollen manche Menschen uns schlichtweg ab einem bestimmten Punkt nicht mehr begleiten?


Irgendwann werden wir es wissen und hoffen, dass es dann noch nicht zu spät ist.






Schon einmal nachgezählt wie lange eure Freundschaften bestehen? Ihr werdet staunen!

Montag, 29. März 2010

Zuweilen hat Daytona ganz eigene Ideen ihr Leben spannender zu gestalten. So gehört zu Ihren neuesten Einfällen das Öffnen der Futtertonne.
Jedes noch so ungebildete Ross weiß eigentlich, dass das Ausleeren, Umwerfen, Erklimmen und jeglicher andere grobe Umgang mit diesem Essensautomaten strengstens verboten ist. Daytona weiß das auch – eigentlich.

Nachdem ihr dieses Wissen kurzfristig abhanden gekommen war und ich sie höflich erinnert hatte, beschloss sie eine neue Taktik anzuwenden.

Ein leises Klacken. Eine warme Zunge, die über den Deckel streicht. Noch ein Klacken. Zwei freundliche Ohren, die die Umgebung erkundschaften. Ein seltsam hohler Ton, doch im Grunde herrscht friedvolle Stille.

Auch wenn jede Mutter sich nur zu gern der einschläfernden Stille hingeben würde, nach einigen Minuten steigt dann doch vom letzten Winkel des Magens das dumpfe Gefühl der Gewissheit auf. Die Gewissheit, dass diese Ruhe nicht friedfertiger Natur ist, sondern vielmehr der hinterlistige Versuch nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.

So wie also einige Eltern sicherlich schon ihre Kinder bis über beide Ohren in Schuhcreme, Nutella oder Matsch gefunden haben; Die Katze aus der Waschmaschine befreien mussten oder unzählige Male kleine Kinderhände aus dem Gummibärliglas befreien mussten – genau so fand ich mein kleines, stilles Mäuschen bis zum Hals in der Futtertonne.

Konnten Sie schimpfen, als ihr Nachwuchs fröhlich und ausgelassen die Schlammpackung genoss?

Meine Futtertonne stand noch. Der Verschluss fein säuberlich zur Seite geklappt. Der Deckel unscheinbar neben der Tonne gelagert. Eigentlich hätte ich Daytona loben müssen, denn nicht einmal ich gehe so zivilisiert mit dem Kunststoffbehälter um wie sie.

Montag, 15. Februar 2010

Die chinesische Überraschungsdose

Ich war auf dem Weg nach Österreich um Weihnachten mit meiner Familie zu feiern. Im Gepäck - ein ganz besonderes Utensil: eine chinesische Überraschungsdose.
3 ganze Tage lang sollte ich die noch mit mir mitschleppen ohne hineinschauen zu dürfen.
Am 26. Dezember war es dann so weit. Ich war extra lang muntergeblieben, um diese Dose möglichst bald aufmachen zu können, was ich dann noch in der 1. Stunde dieses Tages tat.

Ein Schlüssel, ein Code für eine Tür, einige geheimnisvolle Anweisungen und eine Karte auf der ein Treffen für den 13. Februar eingezeichnet war, fanden sich darin.
Nun hatte ich meine Neugier so lange im Zaum gehalten um in diese Dose zu sehen ... doch was sich darin verbarg, stillte mein Verlangen nach Wissen nicht, sondern machte es nur noch größer.
Auch in meiner Umgebung begann eifriges Rätselraten und die unfassbarsten Geschichten und Gerüchte machten sehr schnell die Runde.


Fast 2 lange Monate vergingen und dann war es soweit. Der 13. Februar war gekommen.
Roel und ich begannen den Tag mit einem ausführlichen Frühstück, dass sobald in mehr oder weniger Stress endete, sollte ich doch um 8:50 Uhr schon mitten im Wald stehen.
Kurz nach 9 waren wir dann endlich da. Mit Gummistiefel und kalten Zehen ausgerüstet stapfte ich durch den tiefen Schnee, um dann vergeblich die örtlichen Begebenheiten auf der Karte wiederzufinden.
Mit ein klein wenig Hilfe von Roel fand ich dann das eingezeichnete Kreuz doch noch...
Hinter Dornenbüschen, durch den Tiefschnee über einen Bach und eine Böschung rauf. Ein kleiner Hindernisparcour am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Und siehe da: Dort auf dem Maschendrahtzaun angeklebt fand sich eine Nachricht.

Fahre zum Bahnhof Eupen und benutze dieses Ticket um mit dem Zug zu fahren.

"ZUG???", war meine etwas erstaunte Reaktion. Also wieder die Böschung runter, über den Bach, in meine Tiefschneestapfen, durch die Dornenbüsche und mit samt den gefrorenen Zehen zum Bahnhof.
Gut, dass mein Mann uns schon so gut kennt - hat er doch die Zeit für unser Treffen so gewählt, dass wir garantiert einen Zug erwischen. Auch MIT unseren bekannten 15 min Verspätung.

Gegen 10 saßen wir dann also im Zug - nach Welkenraedt. Somit genau 1 Dorf weiter. Ich wußte immer noch nicht, was mich erwartete, doch genossen wir - nämlich meine Füße und ich - die Wärme des Wagons.
Am Bahnhof Welkenraedt wurde ich vor dem Polizeigebäude postiert, mit der Anweisung den nächsten Hinweis zu finden. Da stand ich nun und wußte nicht was ich suchen sollte, doch irgendwann fiel mir eine dicke Schicht Klebeband an einem Fahnenmast ins Auge. Da war er doch - mein Hinweis.

Finde das Cafè von dem Roel ein Foto gemacht hat, gehe aufs Damenklo und greife unter das Waschbecken. Traust du dich?

Ich war schon im Zug neugierig gewesen und hatte das Foto auf der Kamera entdeckt. Cafe de la Place war mein Bestimmungsort. Klein, hässlich und verraucht, aber es gab dort heiße Schokolade und die genossen wir. Kaum ausgetrunken ging ich auf die Toilette und schaute mit einigem Sicherheitsabstand unter das Waschbecken und siehe da, auch dort fand sich ein dicker Klebestreifen mit einer verborgenen Nachricht darunter:

Gehe zu der "Garage". Frag Vicky ob sie dir helfen kann. p.s.: Ich liebe dich, Roel.

Nungut. Dann fragen wir mal Vicky. Vicky - unser allzeit bereites - StraßenGPS war ganz zuuufällig in Roels Rucksack und wußte natürlich den richtigen Weg.
Fast 2 km später stand ich in einer verdächtig bekannten Wohnsiedlung und bekam, nach langem Zögern meinerseits, die Anweisung doch eine der Garagen zu öffnen.
Fremde Garagen öffnen??? Nein, in Florentinas Welt darf man das nicht. Roel war aber schon an einem Auto vorbei zu einer grauen Garagentür gesprungen und fuchtelte dort wild in der Luft herum.
Irgendwie kannte ich dieses Haus, doch Roel nahm mir diesen Gedanken und erfreute sich an meiner Unsicherheit.
Der Code, der sich in meiner chinesischen Überraschungsdose befand, öffnete tatsächlich das Tor.
Dahinter fand sich die Nachricht ich sollte doch bitte mit dem Zug nach Montzen fahren.
Kaum die Nachricht eingesteckt und das Tor wieder geschlossen, kam auch schon die ganze Familie Bogermann aus dem Haus. "Wußt ichs doch!" Es war das Haus bzw. die Garage von Roger - einem Kollegen und guten Freund von Roel. (*tiiiiiefeinatme*)

Gleich bekam ich auch eine erneute Aufklärung bzw. Einweisung.

Das mit dem Zug nach Montzen funktioniert leider nicht, weil da keiner wirklich stehen bleibt. Ich habe aber eine neue Aufgabe für dich. Hier ist ein GPS - ein großer klobiger grauer Klotz wurde mir in die Hand gedrückt - da siehst du 3 Tips. Folge der angegebenen Richtung und du wirst weitere Hinweise finden.

Nach einem kurzen Gespräch mit den Hausbewohnern gingen wir wieder weiter. Erst noch der Straße entlang, doch schon nach wenigen Schritten, durften wir - danke GPS - in den Tiefschnee auf dem Feld. Zäune wurden überwunden, Maisfelder durchforstet, Baumgruppen umrundet und nachdem irgendwann die Batterien beschlossen den Winterschlaf einzuläuten, wurden auch noch einige Häuser zusätzlich von allen Seiten bewundert, um den richtigen Weg zu finden.
Mehr als 1 Stunde Querfeldeinwanderung später, fand sich an einem Straßenschild der nächste Hinweis.
Bzw. ein Teil davon. Es war 1/3 einer A4 Seite deren Text für mich noch unlesbar war, also folgte ich Tip 2 des wieder aufgewärmten GPS. - diesmal der Straße entlang.
20 vergleichsweise kurze Minuten später stand ich auf einem Berg und fischte hinter einem Marterl einen weiteren Teil des Blattes heraus, der mir allerdings schon so viel zeigte, dass ich die Nachricht entziffern konnte.

Wir befanden uns mittlerweile in Lontzen. Gut 15 km von zu Hause entfernt und kurzfristig machte sich bei mir der Schrecken breit, dass ich diese 15 km nun noch irgendwie nach Hause kommen müsste.
Doch Tip 3 half mir mich zu beruhigen. Er führte mich 2 Kurven weiter auf einen Parkplatz, wo ein weißer Transporter stand. Spät aber doch erkannte ich: BERTA - die auch den 3. Papierteil versteckt hielt:

He Flo, ist das gut, dass wir erst zu Daytona fahren und dann ein bisschen Sauna gehen? Kuss, Roel.

Oh ja! DAS WAR GUT.
So fuhr uns Berta, die zufälligerweise, von der Reithose über Laufgewand bis zum Badezeug alles bereit hielt, direkt zu Daytona und danach in die Carolus-Therme Aachen.

5 Stunden lang gingen wir von Sauna zu Sauna und heizten die durchkühlten Körper auf.
Von einer, in der Brot gebacken wurde, in eine, in der Honig verstrichen wurde, weiter in eine mit "Seeblick" ... eine unglaubliche Vielfalt, die uns ein wunderbares Wohlgefühl gab.
Wir ruhten bei Kaminfeuer und dampften im Hamam. Schwammen unter Schneeflocken und wanderten durch kaltes Wasser.

Hungrig, müde, aber vollkommen entspannt und zufrieden beendeten wir den Tag auf einem Parkplatz im Wald. Bei Spaghetti und Wein genossen eine wunderbare Winternacht in unserer Berta.








Aufgrund der Wetterlage war Teil 2 der chinesischen Überraschungsdose leider nicht möglich. Sollte der Frühling doch noch irgendwann ins Lande ziehen, werde ich aber auch noch dieses Geheimnis lüften.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Heimatwechsel

Daytona wurde vernachlässigt und für 320 € haben wir so gut wie nichts bekommen.
Dann wurde ich auch noch angeschrien, beschimpft und sogar bedroht.

Ein Zustand der geändert wurde.

Daytona hat heute in einer Ho-Ruck-Aktion ihre neue Wohnung bezogen.
Auf 14 m² erstreckt sich ihr neues Heim. Funktionierende Selbsttränke - ein Luxus, der uns bis jetzt erspart wurde. Ausmisten tut die Mama - somit wirds perfekt. Heu und Müsli richtet auch die Mama her und somit wird es auch hier an nichts fehlen.

Wir haben 2 Reithallen, die uns gutes Training ermöglichen, im Sommer auch die enstprechenden Außenplätze und sobald der Schnee sich verzogen hat, werden wir auch den angeschlossenen Wald genauer unter die Lupe nehmen.

Im Sommer darf Daytona dann den ganzen Tag in der Herde auf die Wiese und nächsten Winter sorgen wir rechtzeitig für Winterreifen, dann steht auch dem Ausflug auf den Winterauslauf in der weißen Pracht nichts mehr entgegen.

Für alle die es genauer wissen wollen: http://www.gut-neuhaus.de/index.html


Daytona wußte heute früh schon gut Bescheid. Sie stand am Paddock und weigerte sich dieses zu verlassen.
Der Weg in den Hänger begann zwar gut, doch Daytona brach auf halben Weg ab und stieg wieder aus. Etwas was sie noch nie getan hat! Ich musste sie regelreich hinein schieben.
Nachdem die neue Box uns mit einem kuschelweichen Bett und einer riiiesen Ladung Heu erwartet hat, brauchen wir aber nicht lange darüber reden, wie lange Daytona dann noch am Rockzipfel der Mama hing...

Ich denke, wir haben die richtige Wahl getroffen. Wenn man bedenkt, dass wir zukünftig besser leben werden. In einem Stall von einem gstandenen Bauern in Latzhose und dem Händedruck eines Profiringers. Nur 4 km vom Trainingsstall wegwohnen und für alles weniger zahlen als bisher. Klingt es zumindest schon vielversprechend.

Sonntag, 3. Januar 2010

Jetzt sind wir erwachsen

Daytona hat vom Christkind ein ganz besonderes Geschenk bekommen. - Eine Kandare.
Speziell ausgesucht für Prinzessinnen ist dieses Werkzeug das Beste was der Markt derzeit kennt.
Der Zaum selbst zeugt, mit dem weichen Leder, von bewährter Kieffer-Qualität. Die Gebisse der Firma Sprenger sind mit Tierärzten zusammen an der Universität Hannover entwickelt worden und können außer bügeln fast alles.

Damit Madam aber nicht den Mund - im wahrsten Sinne des Wortes - vom Training voll hat, wurden die sanftesten und dünnsten Gebisse gewählt, die den Druck gleichmäßig auf Zunge und Laden verteilen und weitmöglichst vom Gaumen wegbleiben.

Alles in Allem: das Luxusmodell.

Gestern war dann der große Tag und Daytona musste / durfte das 1. Mal in ihrem Leben eine Kandare anziehen. Die Anfangsfreude war kaum zu übersehen ;-)



Erstaunlicher Weise war nach kurzem, aber verdientem, Herumgezicke (die Einstellungen waren noch leicht verwirrt und somit das eine Gebiss zu hoch und das andere zu tief) die Welt wieder völlig in Ordnung und Madam widmete sich wieder Wichtigerem...




Auch das Training verlief äußerst erfreulich und als draufgabe erschien plötzlich auch noch mein Trainer auf der Bildfläche. Pünktlich in dem Moment, also Daytona zum ersten Mal seit Monaten endlich wieder einmal zündete und mit voller Kraft den Galopp zur wahren Freude machte.







Und weils doch so brav war, meine Maus, sind wir noch auf die Wiese grasen gegangen :-)



Paris? Paris ist... (Teil 2)

Paris? Paris ist ... einfach unbezahlbar

Silvester, 22:00 Uhr.
Gerade am Ufer der Seine angekommen erfreuen uns die Lichtlein der dort aufgebauten Hütten. Der Duft von Glühwein und Hotdogs steigt uns in die Nase und der knurrende Magen gibt den passenden Senf dazu.
Kaum finden wir ein wohlriechendes Futtertrögerl springt uns auch schon ein Polizist entgegen und jagt uns mitleidlos wieder fort. Essen und Trinken ist hier ab sofort verboten.
Leerer Bauch und hungriges Mächen schnappen den mitlaufenden Prinzen bei der Hand und eilen zu einem etwas entfernteren Kebapstand an der Straße. Dort ist mittlerweile mehr als Stress ausgebrochen und die 3 verlorenen Menschen im Stand wissen schon lange nicht mehr was sie tun. So fielen uns sehr bald 2 Baguette mit Fleisch in die Hände und gleich darauf die nächsten offenen Mäuler in der Reihe bedient. Also verliesen wir den Ort der Bedrängnis. Weniger hungrig und froh, die 8 € nicht bezahlt haben zu müssen, den ein kaltes Baguette und billiges Faschiertes ohne Geschmack waren das Geld wahrlich nicht wert. Doch der geschenkte Gaul ... war satt.

Auf dem Nachhauseweg knurrten abermals die Mägen und ein weiterer undefinierbarer Stand neben der Champs Elysees wurde in Beschlag genommen. Ein Käsebaguette für Roel und ein Fanta gegen den aufkommenden Wassermangel wurden langsam und deutlich nach einander bestellt. Als beides zu uns kam, orderten wir auch noch ein Crepe für meine Wenigkeit.
Der Mann der die Bestellungen aufgenommen hatte, rief auch diese 20 cm weiter zu dem Mann im Hintergrund an den Crepeplatten ... und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
3 Crepe mit Schokolade verließen den Stand und unaufhörlich wurde ein Crepe nach dem Anderen auf einem Teller neben der Platte gelegt. Gut 5 Minuten betrachteten wir das Schauspiel ohne von den bleibenden 2 Männern auch nur einen Funken Aufmerksamkeit zu bekommen. - Also gingen wir. Ersparnis: 7 €
In der Nähe der Concorde, ~ 2 Stunden bevor die U-Bahn wieder in Gang gesetzt werden sollte, suchten wir uns ein warmes Plätzchen zum Verweilen. Der Kellner, von der späten Stunde und den uuunmengen Menschen, schon leicht gereizt servierte rund um uns und zückte auch so gleich ständig seine Geldbörse. Heißgetränk gegen Geld - seine Einstellung war klar ersichtlich.
Irgendwann bekamen auch wir Tee und Schokolade. Die Rechnung landete vor unserer Nase und versetzte uns in leichtes Entsetzen: 6,80 € pro Getränk war das absolute Highlight des Tages. Roel legte Geld auf die Rechnung und der Kellner verschwand. Der Platz neben uns wurde frei und da der Tisch am Gang sich nicht wirklich als bequem herausstellte rückten wir beide einen Sessel weiter. Ein Pärchen neben uns bekam Getränke und tauschte sie pflichtbewußt gegen einen Sack voll Gold. Wir wurden weiterhin ignoriert.
Nach gut 1 Stunde entschlossen wir uns zum Aufbruch. Jetzt verstehen wir, was die Leute meinen, wenn sie sagen: Paris sei unbezahlbar.


Paris? Paris ist ... die Stadt der Liebe

Tagelang sind wir durch Paris marschiert, haben Kunst und Kultur genossen, sind stundenlang in Reihen angestanden, haben kleine und große Wunder bewundert, doch die Liebe ... die berühmte Pariser Liebe, war nirgendwo zu finden.
Tatsächlich zeigte sich diese Weltstadt nicht nur unfranzösisch sondern auch unromantisch.
Also sangen wir unsere eigenen Lieder von der Liebe und versprühten unseren eigenen Charme. Zumindest 30 cm um uns herum war die graue Welt ein klein bisschen rosa.
Bis wir die Seine in Höhe des Louvre überquerten. Da fanden wir eine unscheinbare Brücke, deren wahrer Glanz erst bei genauerer Betrachtung zu sehen war. Hunderte Vorhängeschlösser zierten den Weg und jedes erzählte seine eigene Geschichte.
Wie DIESE Geschichte weitergeht? Bilder sagen mehr als tausend Worte!


Samstag, 2. Januar 2010

Paris? Paris ist...

Paris? Paris ist ... ein übergroßer Kaninchenbau

Wer in Paris von A nach B kommen will, ohne 1000 Tode in einem der zahlreichen Kreisverkehre zu sterben, muss wohl oder übel die Metro in Beschlag nehmen. Sie stinkt, sie ist dreckig, aber sie bringt dich in relativ kurzer Zeit zum gewünschten Ort.
Nach einem Tag Wanderschaft auf der Oberfläche, haben Roel und ich, die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung erst richtig zu schätzen gewußt und uns zusammen mit 4 Milliarden anderen Menschen in das Kaninchenloch gestürzt. (Die dafür bezahlten 81€ haben auch ihren Teil Überredungskunst hinzugefügt.) Ohren eingezogen und schon gings los durch die endlosen Tunnel unter der Erde. Zwecks Orientierung kurz am großen Wechselpunkt den Kopf in den Himmel gesteckt und weiter ging das Metrovergnügen.
Rein in den Zug, raus aus dem Zug, Stiegen rauf, Rollbahnen entlang, durch den düsteren Tunnel, einmal um die Futterkammer, vorbei an diversen Schlafplätzen, hinein ins nächste Loch.
Louvre, Notre Dame, Arc de Triomphe und Montmatre - Lichtblicke im Leben eines Kaninchenpärchens.

Paris? Paris ist ... die große Stadt der Menschen

Wenn man zu Silvester zum 1. Mal nach Paris kommt, dann gibt es eigentlich nur einen Ort an dem man sein kann: der Eifelturm. Treue ORF-Seher wissen, dass das Wahrzeichen Paris' jährlich eines der schönsten Bilder der Welt ist, wenn Milliarden Menschen ein neues Jahr feiern. Im Fernsehen wird allerdings nie gesagt, dass diese Milliarden Menschen ALLE in Paris und zwar genau unter dem Eifelturm versammelt sind...
Die Tatsache, dass der Eifelturm nur auf der nach Paris weisenden Seite sein volles Silvesterprogramm zum Besten gibt, entschäft die Situation auch nicht wirklich. Anstatt, dass sich die Menschen rund um das stählerne Ungetüm verbreiten, wollen absolut alle auf der winzigen Fläche davor warten, bis die Uhr 12 schlägt.
800 m² = 3 Milliarden Menschen
bewegt sich einer = bewegen sich alle
er und ich = mittendrin
Wer hier versuchen will zu überleben (über genießen reden wir ein anderes Mal), braucht mindestens 1 große Portion Menschenliebe.
Zur echten Beziehungsprobe kommt es dann um Punkt 00:15 Uhr, wenn man versucht den schützenden Kaninchenbau aufzusuchen, dessen Eingänge ALLE in unmittelbarer Umgebung von der Polizei gesperrt sind. Jedoch nur bei einem wird dies auch öffentlich zugegeben...
Also stehen wir wieder genau in der Mitte einer riesigen Menschentraube. - 40 Minuten lang.
Danach ging der Endlosmarsch vom Eifelturm über die Champs Elysees bis nach Lyon los.
Schon mal hungrig um 1 Uhr nachts, bei -4°C, 100000 km quer durch Paris gegangen?