Die gerade aufgehende Sonne erhellt das schlafende Land unter den tiefgrauen Wolken, das sanft vom warmen Wind umwogen wird und lässt Gräser, Hügel und Häuser in den strahlendsten Farben leuchten.
Während die meisten Menschen noch den Tiefschlaf fest in ihren Armen halten, ist die Natur schon lang auf den Beinen. Die Vögel zwitschern um die Wette, ein Habicht dreht stolz seine Kreise über den Baumwipfeln, Grillen zirpen bereits den 3. Satz ihres Konzertes und Kühe machen es sich schon zum 1. Verdauungsgang auf den weitläufigen Wiesen bequem.
Dies ist die beste Zeit des Tages. Die Luft ist reiner, der Wind weicher, die Geräusche klarer, die Düfte intensiver und die Sonne strahlender als zu jedem anderen Zeitpunkt.
Und wenn man das Herz weit aufmacht, dann hört man auch, dass die Zeit für einige Augenblicke den Atem anhält - nur um den Frieden, wie eine zarte Blume festzuhalten und vor dem Verwelken zu schützen.
Begibt man sich in dieser Stille in den Pferdestall, so kann man sich sicher sein, dass die freundlichen Augen schon erwartungsvoll Motivation versprühen, auch wenn sie gleichzeitig ein wenig um Frühstück bitten.
Die Augen die mir entgegenblicken unterstreichen diese Bitte durch Strecken jeder einzelnen Gliedmaße und einem lauten Stöhnen, welches gleich von einem heftigen Tritt gegen die Boxentür beendet wird.
2x pro Woche ist meine erste gute Tat am Tag, dass ich mein Kuschelmonster aus der Wohnung lasse und vor eine mit Heu gefüllten Scheibtruhe einfach wieder abstelle.
Während nun das mümmelnde Glück Halm für Halm im Umkreis von 2 m fein-säuberlich am Boden verteilt, habe ich genug Platz um dem wirklichen Frühstück einen netten Tisch zu bereiten.
Heute früh haben wir dann anstatt den Sattel die Longe und Wanderschuhe gepackt und die Schönheit der Natur auf uns wirken lassen.
Da wir natürlich nicht einfach unbekümmert durch die Welt spazieren können, sondern ständig unseren Horizont erweitern versuchen haben wir auch heute wieder einen Grund gefunden unseren Kopf anzustrengen.
Gestern waren es Kühe, die mit großen Augen, bunten Flecken und überströmender Energie auf uns zu galoppiert sind und Daytonas Nerven zu einem dünnen, strahlenden Faden geputzt haben.
Mamas Geschichte von der mutigen Prinzessin Daytona die all ihre Kräfte gesammelt hatte und couragiert den wilden, unbändigen Kühen die Meinung geschnaubt hat, hat sie dann aber doch wieder zu Boden kommen lassen und weiter Fluchtversuche - die ja doch nur wieder in Schulter runter / Popsch hoch Stellung enden - unterbunden.
Nachdem die Kühe um diese Uhrzeit aber lieber den Motor im Labmagen anwerfen als unwissende Stuten durch ihre Plumpheit zu schockieren, haben wir uns heute, wie es für 7-jährige Kinder üblich ist, in Straßenverkehrssicherheit geübt.
Gleich nach einigen hundert Metern muss eine nicht sehr große, jedoch umso wilder befahrene Straße überquert werden.
Gesittet und ruhig blieben wir so stehen, dass niemand über uns hinwegrollen konnte, wir aber trotzdem die Situation gut im Auge hatten.
Nun ist es doch eigentlich so, dass Pferde den magischen Rundumblick besitzen und nicht den Kopf bewegen müssen um nach links oder rechts sehen zu können, da ich aber gerne wissen will, dass Daytona wirklich konzentriert ist und nicht heimlich den Löwenzahn ansieht, der sich gegenüber unter dem Zaun herausquält, bat ich sie erst nach links zu sehen.
"Zuerst schauen wir nach links" (Mama schaut nach links)
"und dann ..." (Mama dreht den Kopf - Mama steht mit ihrer Nase an Daytonas Wange an, weil die
gespannt die Straße auf der linken Seite beobachtet.
"... und dann schauen wir nach rechts" (Daytona - als hätte sie heimlich einen Kurs besucht -
wendet sich zur rechten Straßenseite)
"... dann nochmal nach links" (2 Köpfe drehen sich in die besagte Richtung)
" und dann können wir über die Straße gehen"
Aufgabe eins hat dermaßen gut funktioniert, dass wir die positive Stimmung nutzen und gleich zu Aufgabe zwei schreiten. Das nochmalige Überqueren der Straße steht an.
"Aaalso: erst nach links" (2 Köpfe nach links; ein Auto passiert uns)
"und wenn dort nichts mehr kommt - schaut man nach rechts" (bevor Mama den Kopf soweit
hatte, war Daytona schon längst soweit)
"... ja wenn du denkst, du weißt schon wies geht: na dann sag doch was als nächstes kommt"
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Na? Was denkt ihr was ist passiert?
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Richtig! Daytona drehte den Kopf nach links.
Vögel verstummten. Kühe hörten auf zu kauen. Grillen unterbrachen ihr Konzert.
Denn Mama durchbrach jegliche Idylle mit schallendem Gelächter, in das Daytona mit einem vergnügtem Schnauben einstieg.
Und morgen lernen wir lesen. ; )
Donnerstag, 30. Juli 2009
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Bei Daytonas Begabung wäre die lateinische Schrift eine Unterforderung für sie. Probier es, die Gunst der Stunde nützend, gleich mit der kyrillischen Schrift, die zahlreiche slawische Sprachen Europas und Asiens verwenden oder Hangeul, dem meistgebrauchten Alphabet in Korea.
AntwortenLöschenManfred