Sonntag, 14. Juni 2009

Wenn man das Kind zum Lernen zwingt, geht es deswegen nicht lieber in die Schule

Daytona und ich haben das angenehme Wetter heute genutzt und einen Ausritt in die Wildniss Belgiens gewagt.
Wir spazierten eine Runde, die wir schon einmal mit Roel gewandert sind und Roel mit Daytona und seinem Papa auch schon einmal in die Gegenrichtung marschiert ist.
In der Mitte des Weges müssen wir einen Bach, über eine schmale, ungefederte Metallbrücke, queren.
Bis jetzt war das kein Problem. Beim 1. Mal wußte Daytona nicht was ihr blühen würde und trottete seelenruhig hinter Papa und Mama her. Erst als sie mit allen 4 Füße auf der Brücke war und diese ihren hallenden Metallgesang hören lies, hatte sie es plötzlich eilig. Durch die schnellere Bewegung wurde das Geräusch gedoch lauter und hallte noch mehr. - Also noch mehr Stress - doch wir schafften es.
Beim 2. Mal wanderte sie in die Gegenrichtung, dachte nicht gröber nach und stand ehe sie es sich versehen konnte wieder im Metalltonregen.

Heute, war sie etwas klüger und blieb 50 cm vor der Brücke einfach stehen.
Was macht man, wenn ein Pferd nur noch rückwärts aber nicht nach vorne will?
Nun ... viele Reiter - und hier sind nicht nur unerfahrene Neulinge sondern auch anerkannte Trainer und Reiter auf internationalem Niveau gemeint - würden jetzt solange hinten draufschlagen bis das Ding unter dem Sattel aufgibt und einen Satz nach vorne macht.

Das ist natürlich eine Möglichkeit. Man erzeuge Angst vor Gerte und/oder Reiter, die größer ist, als die Angst vor dem Neuen.
Doch was lernt das Pferd daraus? Was passiert, wenn ein anderer Reiter oben sitzt?

Wir sind lange vor dieser Brücke gestanden und haben sie genauestens beobachtet, ob sie uns vielleicht entgegenspringt.
Das hat sie nicht getan.
Also wußten wir: Davorstehen ist ungefährlich.
Ich konnte es somit wagen, mich aus dem Sattel zu schwingen und meine Postition als Mami und Schutzschild einnehmen.

Viele Leute passierten uns. Einige wollte uns helfen oder gaben kluge Ratschläge.
Doch es war kurz nach 12 Uhr. Der Tag war noch jung und es bestand für mich keinerlei Grund, warum Daytona innerhalb der nächsten 10 min über die Brücke gehen sollte.
Ich ging also ans Ende des Zügels, weg von Daytona. Verzweifelte Blicke trafen mich und fragten hin und wieder, ob wir nicht einfach umdrehen könnten.
Doch ich stand nur da und wartete.

Irgendwann konnte sich mein Mädchen dazu aufraffen zu mir zu kommen, um, über meine Schulter hinweg, die Brücke genauer anzusehen.

Ein paar Mal ging sie dann doch noch zurück und wieder vor, bis sie irgendwann einmal mit einem Bein austestete was passiert, wenn es auf dem Metall steht.
Die Brücke stürzte nicht ein, sie stand nicht auf und biss Daytona in die Nase und auch sonst passierte eigentlich nichts grauenvolles.
Also folgte, nach ein paar weiteren Malen zurück und vor, der 2. Fuß.
Auch jetzt war die einzige Folge nur, dass Mami sich freute. - ein gutes Zeichen.
Somit konnten Fuß 3 und 4 auch noch laaangsam auf die Brücke gezogen werden und bevor sie wußte was passiert ist, stand Daytona plötzlich auf halben Weg zum anderen Ufer.

Der große Pferdekopf lehnte sich leicht gegen mich und wagte es nicht zu atmen, aber Daytona stand mit losem Zügel da und wollte nicht die Flucht ergreifen.
Auch die 2. Hälfte des Weges, gingen wir in bewußt gesetzten Schritten, langsam und sicher über die Brücke.

Keine Angst, wenig Stress und viiiel viel Vertrauen.

Wir werden die Brückenüberquerung sicherlich noch ein 2-3 Mal in dieser Kindervariante durchführen müssen, bis wir ohne zögern darüber gehen, aber Daytona wird es von sich aus tun. Sie wird lernen, dass man Mama vertrauen kann und wird, so wie heute, stolz auf sich selbst sein, weil sie etwas geschafft und bezwungen hat, vor dem sie Angst hatte.


Vielleicht geht mein Pferd nicht, wie solche die es MÜSSEN, gleich über jedes Hindernis, doch zumindest bewältigt sie solche, die wir schon kennen gelernt haben, in der absolut sichersten Variante.

Ruhig und stressfrei.

1 Kommentar:

REAKTIOOOOON

Find i guat! - DANKE