Wenn es eines gibt, was ich absolut nicht leiden kann bei der Arbeit mit Pferden, ist wenn sie nicht stehenbleiben können. Ich meine hier nicht, dass sie ihre Beine nicht bewegen, wenn sie angebunden sind, sondern, dass Pferde auch ohne irgendwo befestigt zu sein, stehenbleiben können sollten.
Daytona kann das. Grundsätzlich. Sie vergisst es nur manchmal. Und ja, heute war manchmal.
Ich wollte Daytonas Hufen eine Wasserkur verabreichen, da sie durch Staub und Sand schon sehr ausgetrocknet waren. Hierfür braucht man den Waschplatz. Nach unserem letzten Versuch diesen zu benützen (aufmerksame Leser wissen es), hatte Daytona ein Loch im Kopf, daher beschloss ich sie diesmal lieber nicht anzubinden.
Gehorsam war gefragt.
Vorne Wasser und hinten Wiese. Es braucht keine 3x um zu erraten, wofür sich Madam entschieden hat. Mama wurde böse. Kind lies die Ohren reumütig zur Seite kippen.
Nun wissen wir schon, mein Mädchen ist ein intelligentes und so weiß es auch, dass, wenn man hinter der Person mit dem Wasserschlauch steht, seltener nass wird.
Einen kurzen Wutausbruch später war dieses Thema auch erledigt.
Fluchtversuch Nummer 3 hieß schlichtweg "abdurchdiemitte!" und zwar meine Mitte. 650 kg die mich quasi überrollten. Ein naturkatastrophenartiges "die Mama ist böse, aber so richtig" schallte über die hügelige Landschaft.
171 cm Pferd schrumpften auf eine handvoll Nichts mit Hut zusammen und hüllten sich schützend in die übriggebliebenen Ohren.
Wie brav Daytona plötzlich stehen konnte...
Schnell war die Arbeit getan und Zwerg Nase sollte wieder nach Hause gehen um das Mittagessen einzunehmen. Ich ging also Richtung Stalltüre und rief nach Daytona.
Die, immer noch der Wiese zugewandt, setzte einen Blick auf, den ich bisher nur von Hunden kannte. Der Blick, der auf dem Gesicht der Vierbeiner erscheint, wenn das Hirn zu rattern anfängt und sie eifrig überlegen ganz schnell und schlimm mit irgendetwas mächtig grauslichem im Maul wegzulaufen, um sich dann voller Euphorie darüber zu freuen, dass Herrl oder Frauerl geekelt hinter her jagen.
Meine Warnsignale im Kopf schrillen los. Diesem Hund würde ich kaum hinterher kommen.
"Daytona! Her da!" Meine Stimme wurde tiefer und bestimmter. "Da her!"
Irgendetwas durchzuckte sie, als wolle sie schon den ersten Schritt Richtung Freiheit wagen, doch dann besann sich Daytona doch noch und drehte folgsam zu mir. Ohne mit einer Wimper zu zucken, trottete sie bei Fuß neben mir durch die Stallgasse und traute sich nicht einmal die anderen Pferde anszusehen.
35 m später hat das Nudelsieb verloren, was es gerade gelernt hatte. Heu lag schon in Daytonas Box und sie wußte keinen Grund es noch länger warten zu lassen.
Jedenfalls solange nicht, bis ich die Türe vor ihrer Nase zuschob.
Daytona ist allerdings bekanntlich ein Spezialist im Türen wieder aufmachen. Ein kleiner Stubs mit der Nase und schon schoss die Boxentür wieder zurück, die ich natürlich gleich wieder zu machte. Ein nettes Spiel, dass sich noch 2-3 mal wiederholte, bis Daytona etwas grantig wurde.
Nachdem ich ihr kurz erklärt hatte, dass sie sich bitte noch ein paar Minuten gedulden sollte, stand klein Lämmchen wieder ruhig auf der Stallgasse. Ich dreht mich also zum Kasten, um das Huföl zu ergreifen, da höre ich auch schon wieder eine Bewegung in den Scharnieren.
"Daytona!" Die rehgleichen Augen öffneten sich weit und die zarte Nase schob plötzlich die Boxentür laaangsam wieder zu, als hätte sie gar nichts anderes vorgehabt...
Mittwoch, 7. Oktober 2009
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