Sonntag, 29. März 2009

Leid und Freud

Dienstag Abend, kurz bevor ich den Tag beenden und von Solingen nach Hause fahren wollte, erreichte mich ein Anruf. Daytona wende sich vor Schmerzen und sei mit einer mittelstarken Kolik ausgestattet. Der Tierarzt war gerufen und ich im Eiltempo hingefahren.

Verstopfungskolik. Nichts neues für uns. Allerdings wollte die Tierärztin mein Mädchen doch lieber in der Klinik sehen, weil ihrer Ansticht nach das Problem ziemlich in der Mitte des Pferdes und somit außerhalb ihres Wirkungsbereiches lag.

Also ab in die Uni-Klinik in Liege (B). Dort von 2 Studenten empfangen, die gleich ganz wichtig mein Pferd auf die Wage stellen versuchten.
Man beachte. Eine Metallwage die durch einen hauchdünnen Gummi zwar die Rutschigkeit, aber nicht das Geräusch verlor. Daytona, in ihrem Taumel, zwar mit mir auf das Ding gestiegen, beim Klang des unheimlichen Sounds aber schnell wieder die Flucht ergriffen. Die 2 Studenten, beide unter meiner Augenhöhe, kamen mit der Idee des Jahrhunderts und stellten sich vor Daytona.
Muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass Daytona beide kurzfristig entwurzelte?
Ich hatte Daytona dann versucht Schritt für Schritt auf das Monstrum zu stellen und sie gar nicht in zuviel Bewegung kommen zu lassen. Alles gar nicht so leicht, wenn die beiden netten angehenden Ärzte, sie von hinten anschieben um Zeit zu sparen.
Spätestens hier war klar. Tierarzt hin oder her - mehr als anatomische Kenntnisse haben diese beiden sicherlich nicht von Tieren.

Nachdem wir endlich ausgeforscht hatten, dass mein Mäuschen 623 kg wog, ging es an die Untersuchungen.
Die Meldung eines Notfalls verbreitete sich wie ein Lauffeuer und schon bald fanden sich ein Dutzend Personen um den 623-kg-Trauerkloß und begutachteten gespannt, Blut, Ultraschall und diverse Dinge, die so aus einem Pferd austreten, wenn man an allen Ecken und Enden eine Nadel reinsticht.

Mehr als 1 Stunde später wurde mir mitgeteilt, dass es sich um eine Verstopfung des Dünn- und des Dickdarms handelt und zusätzlich der Magen auch nicht ganz verschon geblieben war und auch dort ein Pfropfen dinsäße. Die Grundkondition Daytonas wäre aber erstaunlich gut. Blut, Atmung und Puls seinen in den Normalwerten, von Schweiß war keine Spur und auch Schmerzen zeigte sie nicht mehr an.
- Man gab ihr 2 Stunden in denen sie alles ändern konnte oder eine Operation gewonnen hätte...
Erschreckend schnelle Wendung des Gesprächs!
Von diesem Zeitpunkt an, setzte zumindest bei mir Puls und Atmung aus, dafür Schweiß ein.
2 Stunden lang wurde Daytona durch einen monstermäßigen Schlauch, der direkt in ihren Magen lief literweise Wasser eingefüllt und kurz darauf von den Studenten wieder herausgesaugt um den Knopf im Magen zu lösen. Ein riesiger Kanister über ihr versogte Daytona intravenös mit noch mehr Flüssigkeit die die 2 anderen Problemzonen mildern sollten.

Mein armes Mädchen, von den Strapazen und der Infusion mittlerweile kurz vor dem Umfallen nutzte jede freie Sekunde um ein bisschen einzunicken.

Kurz vor Mitternacht war unsere Galgenfrist vorbei. Nachdem Daytona sich selbst mit ihren Blähungen schon 2-3 mal aus dem Schlaf gerissen hat, war die Hoffnung groß, dass sie von einer Vollnarkose verschont blieb.
Kaum im Untersuchungsstand, überraschte sie auch mit der 1. kleinen Ladung Durchfallprodukte (zur Freude des direkt hinter ihr stehenden Arztes). Die Situation hatte sich also wirklich etwas geändert und die Operation vorerst abgesagt.

Am nächsten Tag schon wurde ich angerufen, dass sie auch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr von Nöten sei. Ein Besuch am Abend zeigte mir trotzalledem eine übermüdete Daytona, die immer noch am Kanister hang und den Schlauch in der Nase stecken hatte. Der Dünndarm war immer noch nicht wie man sich den gewünscht hätte.

Eine kurze, unrunde Nacht und einen halben Arbeitstag später wurde mir jedoch schon berichtet, dass auch diese Reste wegseien und mein armes Häschen langsam wieder Futter bekommen würde.
Zu diesem Zeitpunkt setzten Puls und Atmung wieder ein.

Freitag Nachmittag dann wieder ein Anruf:
Daytona geht es so weit wieder gut. Könnten Sie sie vielleicht morgen vormittag holen?
Aha. Ihr geht es also wirklich wieder gut. :-)

Nun ist unsere kleine Familie wieder komplett. Daytona darf trotz 20 cm tiefen Boden auf die Wiese, bekommt beim Vorbeigehen ständig ein bisschen Heu, kommt während dem Misten in die Halle und hat nur für sich 20 kg Karotten. Die hat ihr der Stallbesitzer versprochen, wenn sie bald wieder heil nach Hause kommt...

Ganz fit ist unser Mädchen zwar noch nicht. Säuselt leise in der Box vor sich her und bemüht sich ganz jämmerlich dabei auszusehen, aber das bekommen wir hoffentlich bald wieder hin.

3 Kommentare:

  1. hey...wie geht es ihr denn jetzt!?
    sowas ist schiach und wünsch ich keinem pferdebesitzer!!! :-((


    lieben gruß

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  2. Nachdem sie schon einige Einbrüche in die Futterbox hinter sich hat, diverse Kästen abgeräumt und die Vorderbeine ins Hallendach rammen wollte, kann man sagen, dass es ihr wieder gut geht :-)

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  3. ;-)

    na fein...

    (diesmal mit lieben gruß, dass du auch weisst, wer das schreibt!*gg*)
    lieben gruß
    katze

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